Schwupps, und schon wieder eine Woche um.  

Wisst ihr, worüber ich mich freue: Dass die Tage wieder länger werden! Ich kann bereits bis 17.30 Uhr die Tiere draußen versorgen, ohne dass ich eine Stirnlampe brauche oder ich das Flutlicht anschalten muss. Und bald kann man sich auch noch um 18.00 Uhr auf´s Pferd setzen und eine Runde reiten gehen …

Ich greife den roten Faden des letzten Newsletters auf, in dem ich betont habe: Es gibt keine dummen Fragen! Eine Frage, die mir viele von euch gestellt haben: „Kann Amigo mich verstehen?“  Klar kann Amigo – und auch die anderen Ponys – uns verstehen! Aber Ponys verstehen nicht die Worte, die wir sprechen. Die Ponys verstehen wahrscheinlich ihren Namen und andere Worte, die wir ihnen oft sagen, wie zum Beispiel: Schritt, Trab, Galopp, Steh, brav, nein, … Aber wenn ihr ihm beispielsweise erzählt, dass ihr euch mit eurer Freundin gestritten habt, und dass diese Freundin dumm und gemein ist, dann verstehen die Ponys ausschließlich „Bahnhof“. Dann verstehen sie nix. Das ist wahrscheinlich so ähnlich, als wenn jemand mit euch chinesisch reden würde. Wobei: Es ist nicht ganz richtig, wenn ich schreibe, sie verstehen nix. Sie verstehen eure Worte nicht. Sie kennen das Wort „Freundin“, „Streit“ oder „dumm“ nicht. Sie wissen so wenig, was das bedeutet, so wenig wie ihr wisst, was „habari“ oder „kwaheri“ bedeutet. Aber: Die Pferde spüren am Klang eurer Stimme, ob ihr ihnen etwas fröhliches oder etwas Trauriges erzählt. Sie spüren, dass ihr wütend, traurig, fröhlich oder ängstlich seid, auch wenn sie nicht verstehen, warum. Deshalb ist es sehr wichtig, wie ihr mit Pferden sprecht. Wenn ihr total aufgeregt auf sie einredet, so spüren sie eure Aufregung und werden selbst aufgeregt. Denn wenn ihr Chef aufgeregt ist, dann wird das sicher einen guten Grund haben. Wenn ihr zum Beispiel möchtet, dass Kasper am Anbindebalken ruhig steht, dann solltet ihr selbst Ruhe ausstrahlen und ihm ganz ruhig sagen: „Steh! Alles gut!“ Springt ihr aber wie ein wild gewordenes Huhn um ihn herum und schreit: Ho! Still Kasper! Kasper still, ich hab doch gesagt, du sollst still stehen. Verdammt, nun steh doch still. Hör auf zu hampeln. Oh Mann! Ruhe jetzt! ...“ und dabei werdet ihr laut, eure Stimme überschlägt sich und ihr fuchtelt mit den Armen, dann versteht Kasper: „Hilfe! Mein Chef ist in Aufregung. Gleich passiert was Schlimmes, ich spüre das. Ich kann nicht still stehen, weil ich so aufgeregt bin.“ Also: Wenn ihr einem Tier sagen wollt, dass es ruhig sein soll, dann strahlt Ruhe aus. Dabei kommt es nicht auf viele Worte an, sondern auf eure Körpersprache.

Habt ihr mal gesehen, wie Pferde miteinander sprechen? Stellt euch mal vor, die würden sich die ganze Zeit anwiehern. Dann täten mir nach einer halben Stunde die Ohren weh. Und in der Natur wüssten alle Raubtiere sofort: Oh, da ist die Pferdeherde. Da gehen wir doch jetzt mal sofort hin und holen uns unser Abendbrot. In der Natur ist es für Wildpferde total wichtig, dass Raubtiere sie nicht finden konnten. Deshalb kommunizieren, das heißt verständigen sich Pferde ohne Laute. Sie sprechen mit ihrem Körper miteinander. Beobachtet das einmal, wenn ihr zu uns kommt. Jack möchte zum Heu, aber da stehen schon Amigo und Bert. Jack legt kurz die Ohren an: Amigo und Bert verkrümeln sich und machen Jack Platz. Fertig! Kein Geschreie, kein Geräusch. Balu möchte gerne mit Amigo Fellpflege betreiben, also sich gegenseitig am Widerrist knabbern. Dazu diskutieren die beiden nicht stundenlang und reden darüber, wo genau gekrault werden soll. Balu stellt sich neben Amigo und fängt an zu knabbern. Amigo knabbert zurück und wenn Balu keine Lust mehr hat, dann geht er einfach. Auch das läuft völlig geräuschlos ab. Pferde wiehern nur ganz selten. Sie wiehern, wenn ich mit der Futterschüssel abends komme oder wenn ihr Freund nach einem langen Ausritt zurückkommt. Aber die meiste Zeit sind Pferde still. Und doch reden sie miteinander. Pferde achten so gut auf die Körpersprache des anderen, dass sie zum Beispiel deren Herzschlag wahrnehmen können. Wenn du aufgeregt bist, schlägt dein Herz schneller. Du atmest flacher und schneller. Auch das spürt ein Pferd. Da hilft es manchmal, bewusst tief ein und auszuatmen, bevor man zu einem Pferd geht und zu versuchen, allen Ärger und Stress abzulegen, bevor man das Pony holt. Denn Amigo kann ja nicht verstehen, dass du immer noch sauer auf deine Freundin bist, mit der du dich gestritten hast. Er spürt nur, dass du sauer bist und fühlt sich deshalb wahrscheinlich unwohl in deiner Nähe.  

Übrigens verständigen sich nicht nur Tiere körpersprachlich. Auch wir Menschen tun dies. Auch wenn uns dies nicht bewusst ist. Achtet mal darauf: Wenn ihr traurig seid, dann lasst ihr Kopf und Schultern hängen. Wenn ihr Angst habt, schlägt euch das Herz bis zum Hals und ihr bekommt feuchte Hände. Und wenn ihr aufgeregt seid, dann fasst ihr euch beispielsweise ins Gesicht, kaut auf den Nägeln oder wackelt mit dem Fuß. Macht ihr euch Sorgen, legt sich eure Stirn in Falten. Wisst ihr, was das Tolle ist: Mit unserer Körperhaltung können wir unsere Gefühle ein wenig austricksen. Wenn ihr zum Beispiel unsicher seid, dann versucht bewusst euren Kopf zu heben, die Schultern zu straffen und euch groß zu machen. Ihr macht auch große Schritte, statt ängstlich zu trippeln. So stolz und erhaben geht ihr eine Zeit lang auf und ab. Und nach einer Zeit fühlt ihr euch weniger ängstlich. Oder wenn ihr traurig seid: Stellt euch ein paar Minuten vor den Spiegel und lächelt euch an: Die Stimmung steigt tatsächlich. Und wenn ihr euch gestritten habt und ihr euch vertragen möchtet, gebt dieser Person die Hand. Hand in Hand kann man sich nur sehr schwer streiten.  

Wie könnt ihr Amigo denn sagen, wenn er etwas besonders gut gemacht hat? Wenn er zum Beispiel auf euren Wunsch hin angetrabt ist. Wenn ihr ihm mit netter Stimme „Brav! Gut gemacht!“ sagt, dann bin ich 100% sicher, dass er euch versteht. Aber ihr könnt es ihm noch deutlicher sagen! Nämlich indem ihr ihn streichelt. Pferde kraulen einander besonders gerne am Widerrist. Widerrist heißt die Stelle, wo der Hals aufhört und der Rücken anfängt. Ihr wisst das, aber vielleicht eure Mama nicht (-; Am Widerrist knabbern sich die Pferde besonders gern. Es beruhigt sie. Sie machen dann oft ein richtiges „Genussgesicht“. Sie schließen die Augen und entspannen. Wenn ihr die Pferde mit euren Fingern am Widerrist krault, dann ist das eine Wohltat für sie. Dann verstehen sie: Mein Reiter meint es gut mit mir. Wisst ihr, was ich ziemlich blöd finde? Ihr habt sicherlich schon Reiter gesehen, die ihrem Pferd mit der Flachen Hand auf den Hals schlagen, weil sie ihr Pferd loben möchten, nachdem es einen Parcours gesprungen ist oder eine Dressurprüfung gemeistert hat. Ich glaube nicht, dass Pferde das besonders angenehm finden. Pferde untereinander klatschen sich auf jeden Fall nicht auf den Hals. „Halsklatscher“ sind also für das Pferd eine Fremdsprache. Es muss sich übersetzen: Also, wenn mein Reiter mir so unangenehm auf den Hals klatscht, dann ist er zufrieden mit mir. Machen wir es den Pferden doch einfacher und schöner: Krauler am Widerrist zusammen mit einem netten „Brav! Toll gemacht!“  

Gut, und jetzt noch zu den „News“: Heute war ja endlich mal ein Vormittag Winter. Der Schnee hat sogar gereicht, dass wir mit Amigo Schlittenfahren konnten. Fiete kann zwar noch nicht allein auf einem Schlitten sitzen, aber zusammen mit seinem Papa hatte er eine Menge Spaß. Er hat die ganze Zeit gelacht und „A“ gerufen. Nun, wahrscheinlich sollte das Trab heißen (-;

Fiete durfte auch schon zusammen mit seiner Mama auf Balu reiten. Auch das hat ihm richtig Freude gemacht. Er hat wieder die ganze Zeit „A“ gerufen und gelacht. Aber „A“ hieß diesmal wohl „Galopp“.  

Unsere Hühner fanden den Schnee ziemlich unheimlich. Sie haben lange geschimpft und gegackert, bevor sie sich aus ihrem Stall getraut haben. Sie sind dann ganz schnell zu den Schweinen gerannt und haben den Rest des Tages bei Knirps und Rosa verbracht. Da ist es wenigstens trocken und warm.

Ich habe schon einige Kunstwerke für den Malwettbewerb bekommen. Wirklich tolle Bilder! Kommt! Greift zu Farbe und Papier und macht mit! Malt worauf ihr euch am meisten freut, sobald es keine Coronabeschränkungen mehr gibt. Es gibt tolle Preise zu gewinnen, die Bilder werden ausgestellt und mit dem Erlös wird „Ärzte ohne Grenzen“ unterstützt. Ja, und Postkarten und ein Bildband werden auch gedruckt ..

In unserem Bauwagen warten noch einige „Flöhe“ auf neue Besitzer. Bücher, Reitstiefel, ein Schulranzen, Reithosen, ein wunderschöner Kaufladen, Satteldecken …  Ihr könnt alles gegen eine Spende für „Ärzte ohne Grenzen“ kontaktlos erwerben. Kommt vorbei, sucht euch was aus und werft eine Spende in die Dose. So ein Flohmarkt schont euren Geldbeutel, die Umwelt, macht euch Freude und hilft Menschen, die dringend Hilfe benötigen. Kommt vorbei! Und dann könnt ihr auch die Ponys beobachten, wie sie miteinander sprechen, unsere Kaninchen besuchen und auch alle anderen Tiere. Die vermissen euch nämlich auch.